
Budapest Tag 5 - Parlament
Wir fahren mit dem Bus bis zur Kettenbrücke. Um 12:00 Uhr haben wir einen Termin für eine Führung durch das Ungarische Parlament. In der Bestätigungs-Mail steht ganz klar, wer zu spät kommt, der hat leider Pech gehabt. Die Touren sind sehr genau getaktet.
Wir laufen bei Sonnenschein von der Kettenbrücke zum Besucherzentrum an der Donau entlang. Es sind ziemlich genau 1000 Meter zu laufen. Auf halber Strecke steht das Mahnmal Schuhe am Donauufer. Dies wurde 2005 zur Erinnerung an die Pogrome an Juden errichtet. Auf einer Länge von 40 Metern sind sechzig Paar Schuhe aus Metall auf dem Boden angebracht.
Weiter geht es zum Besucherzentrum. Wir sind natürlich viel zu früh. Bei dem herrlichen Wetter setzen wir uns auf eine Bank in die Sonne und genießen das Leben. Nur kurz, dann breche ich zum Fotografieren auf. Schatzi bleibt in der Sonne sitzen.
Direkt am Besucherzentrum steht das Denkmal von István Graf Tisza von Borosjenő und Szeged. Er war Ministerpräsident Ungarns von 1903 bis 1905. Von 1913 bis 1917 war er ein führender Politiker Österreich-Ungarns. Er spielte eine wichtige Rolle in der Julikrise, die zum Ausbruch des Ersten Weltkrieges führte.
Ich setze mich wieder zu Schatzi auf die Bank und probiere mich dann auch gleich wieder ein bisschen an der Streetfotografie.
Als wir schon fast einen Sonnenbrand haben, gehen wir zum Treffpunkt. Hier wartet Manuel auf uns. Er kontrolliert die Bestätigungsmail und nimmt unsere Ausweise entgegen. Nach diesem Prozedere werden alle Besucher abgearbeitet. Anschließend verschwindet er mit allen Ausweisen im Zentrum und kommt kurze Zeit später mit den Tickets zurück. Wir bekommen unsere Ausweise und die Tickets ausgehändigt. Während der Wartezeiten mache ich noch einige Fotos.
Manuel verlässt uns hier, er nimmt nur die Besucher entgegen. Hinter der Einlasskontrolle wartet dann unsere Tourguide(in). Die Kontrolle ist wie am Flughafen, geht nur wesentlich schneller. An der Gepäckabgabe können wir unsere Jacken und meinen Rucksack abgeben. Wir bekommen jeder einen Audioguide, der dann auf unsere Sprache eingestellt wird.
Unsere Guide(in) gibt das Kommando und der ganze Pulk setzt sich in Bewegung. Es geht zunächst in den vierten Stock durch ein sehr prunkvolles, vergoldetes Treppenhaus. Im ganzen Gebäude sind ca. 40 kg Gold in den Vergoldungen verarbeitet. Das sind beim aktuellen Goldpreis ca. 3,5 Millionen Euro. Das ungarische Parlament war zu seiner Bauzeit 1885-1904 als Zwei-Kammer-Parlament nach dem Vorbild des britischen Parlaments gedacht. Deshalb gibt es zwei identische Plenarsäle. Derzeit hat das ungarische Parlament aber nur eine Kammer. Der Saal, in dem das Parlament tagt, kann nicht besichtigt werden. Man sieht statt dessen den identischen zweiten, nicht mehr gebrauchten Saal, der für repräsentative Zwecke und Schülerprogramme genutzt wird.
Eine schöne Besonderheit sind die vor dem Saal angebrachten, nummerierten Zigarrenhalter. So wie ich Abgeordnete kenne, bin ich mir allerdings nicht sicher, dass jeder nach der Sitzung seine eigene Zigarre weiter geraucht hat und sich die richtige Nummer gemerkt hat…
Weiter geht es in den Vorraum des Kuppelsaals. Ab hier ist das Fotografieren leider verboten, da hier derzeit die Kronjuwelen ausgestellt sind. Normalerweise liegen sie im Kuppelsaal, derzeit wird aber am Kronleuchter gearbeitet und deshalb sind sie mal kurz umgezogen. Wir haben allerdings schon diverse Repliken der Stephanskrone gesehen. Worauf wir hier allerdings hingewiesen werden, ist, dass das Kreuz auf der Krone schief ist. Warum ist nicht ganz klar, die Krone hat allerdings eine sehr bewegte Geschichte, die man hier nachlesen kann: Stephanskrone. Da kann im Laufe der Geschichte schon mal ein Kreuz verbiegen. Danach folgt der Kuppelsaal mit dem Prunktreppenhaus, das auch die Abgeordneten nur einmal, nämlich am Tag Ihrer Wahl, betreten. Die Höhe der Kuppel gibt die Traufhöhe für ganz Budapest vor. Kein Gebäude darf höher sein, deshalb gibt es hier auch keine Hochhäuser. Nur die Stephanskirche ist genauso hoch.
Damit ist die Führung zu Ende, es geht durch ein wesentlich schlichteres Treppenhaus in die Ausstellung zur Geschichte des Parlaments. Hier fällt uns besonders der rote Stern ins Auge, der zur Zeit des Kommunismus auf dem Parlament leuchtete. Leider haben wir hierzu keine historischen Fotos gefunden. Damit ist der Besuch im Parlament beendet und wir holen unsere Habseligkeiten wieder an der Garderobe ab.
Mein Fazit ist bisschen zwiegespalten. Ich finde aber den Reichstag glaube ich besser. Er ist nicht so prunkvoll, zeigt aber die Geschichte des Hauses. Ich finde, dass eine sehr museale Umgebung vielleicht auch für ein bisschen Staub im Hirn sorgt.
Der nächste Termin ist erst um 16:30 Uhr. Hier haben wir eine Tour durch die Oper gebucht. Wir dachten, dass die Tour durch das Parlament länger ist. Ist aber gar kein Problem, wir haben natürlich einen Plan B.
Mit dem Bus fahren wir auf die Margareteninsel. Die Insel ist ca. 2,5 Km lang und liegt zwischen der Árpádbrücke und der Margaretenbrücke. Wir fahren bis zur Árpádbrücke. Hier liegt der Japanische Garten. Gut, um diese Jahreszeit ist hier nicht allzu viel zu sehen.
Von hier laufen wir die 2,5 Kilometer zurück zur Margaretenbrücke. Die ausgedehnten Parkanlagen sind sowohl bei Touristen als auch bei der Budapester Bevölkerung als Erholungsort bekannt und beliebt.
Kurz vor der Margaretenbrücke kommt der markanteste Punkt der Insel: Das Zentenariumsdenkmal von István Kiss. Dies erinnert an die Vereinigung der drei Städte Buda, Pest und Óbuda zur neuen Stadt Budapest im Jahre 1873.
Auf der Margaretenbrücke fotografiere ich noch die Stephanskrone. Wenn ich sie schon im Parlament nicht fotografieren durfte, dann wenigstens hier.
Von hier laufen wir die drei Kilometer bis zur Oper. Dabei kommen wir am Imre-Nagy-Denkmal vorbei. Durch seine Beteiligung am ungarischen Volksaufstand von 1956 und seine Hinrichtung im Jahr 1958 wird er heute als Nationalheld verehrt.
Kurz hinter dem Denkmal befindet sich der Olimpia park. Dieser erinnert an die Olympiasieger Ungarns.
Wieder etwas früh, aber der Vorraum die Oper ist schon gut gefüllt. Auch hier Schilder mit den Landesflaggen wie in der Synagoge der Dohánystraße. Wir stellen uns brav zu unserem Schild und warten. Pünktlich kommt unser Tourguide.
Das Opernhaus wurde zwischen 1875 und 1884 erbaut und durch König Franz Joseph I finanziert. Die Budapester Oper gilt als eines der schönsten Opernhäuser der Welt. Bis zu 1000 Leute finden im Zuschauerraum Platz.
Wir besichtigen als erstes das Treppenhaus. Hier ist bereits eine kleine Kulisse aufgebaut. Am Ende der Tour gibt es hier vier kurze Ausschnitte aus verschiedenen Opern.
Anschließend geht es zum königlichen Aufgang und zum königlichen Salon. Durch diesen Nebenaufgang kam der König in die Oper und hielt sich bis zum Beginn im Salon auf.
Weiter geht es zur königlichen Loge.
Als letztes besichtigen wir den Zuschauerraum. Jetzt wird uns auch bewusst, warum dies eines der schönsten Opernhäuser der Welt ist.
Alle Materialien, die für den Bau der Oper benötigt wurden, kommen bis auf sechs Ausnahmen, aus Ungarn. Eine Ausnahme ist der Kronleuchter. Dieser wurde in Mainz hergestellt.
Zum Schluss gibt es noch die angekündigte Vorstellung. Hätten wir jetzt nicht benötigt, sind ja keine Opernfans.
Langsam plagt uns ein kleines Hungergefühl. Schatzi wollte unbedingt Lángos essen. Der beste Laden dafür in Budapest ist Krumplis Lángos. Wir fahren mit der Metro und der Straßenbahn. Hier befindet sich dann auch unser letztes Ziel für den Tag: Nachtfotos der Technischen und Wirtschaftswissenschaftlichen Universität Budapest.
Die Aufmachung vom Krumplis erinnert an die Läden in der Bergmannstraße. Alles sehr rustikal, Essen wird an der Theke bestellt und auch dort abgeholt. Die Lángos sind aber wirklich sehr lecker. Ob es die besten in Budapest sind, können wir natürlich nicht bewerten, haben ja noch nicht alle Läden durchprobiert.
Leicht durchgefroren fahren wir mit der Straßenbahn und dem Bus zurück ins Hotel.
Höhenprofil